Curaçao macht Geschichte: Kleinstnation der Welt qualifiziert sich direkt für WM 2026

Curaçao macht Geschichte: Kleinstnation der Welt qualifiziert sich direkt für WM 2026

Ein 0:0 reichte – und plötzlich stand die kleinste Nation der Welt auf der Weltmeisterschaft: Curaçao hat sich am 18. November 2025 mit einem torlosen Unentschieden gegen Jamaika direkt für die FIFA-Weltmeisterschaft 2026Nordamerika qualifiziert. Die Feiern auf der karibischen Insel mit nur 160.000 Einwohnern waren so laut, dass sie bis nach Kingston, Jamaika, zu hören waren. Während Jamaika in die interkontinentalen Playoffs abrutschte, feierte Curaçao etwas, das in der Fußballgeschichte noch nie passiert war: eine direkte WM-Qualifikation als kleinste Nation überhaupt.

Ein Punkt, der eine Nation verändert

Der entscheidende Spieltag war der 6. Spieltag der dritten Runde der CONCACAF-Qualifikation. Curaçao kam mit 9 Punkten aus fünf Spielen (2 Siege, 3 Unentschieden) ins Ziel – und das mit einem Torverhältnis von 6:3. Jamaika, mit 8 Punkten und einem besseren Torverhältnis von 6:2, hatte alles richtig gemacht… bis auf eines: Es reichte nicht. Ein einziger Punkt entschied über Geschichte. Der letzte Gruppenspieler, Trinidad & Tobago, lag mit 4 Punkten weit zurück, Bermuda blieb punktlos. Doch es ging nicht um die anderen. Es ging um Curaçao. Und um den Mann, der Jamaika jahrelang führte: Steve McClaren, geboren am 14. Mai 1961 in Kendal, England.

McClaren tritt zurück – und lässt eine Nation zittern

Unmittelbar nach dem Abpfiff in Kingston, Jamaika, trat Steve McClaren zurück. Er hatte den Job am 15. März 2023 übernommen, nachdem er bei Newcastle United, Middlesbrough und sogar dem englischen Nationalteam Erfahrungen gesammelt hatte. Doch nun, nach einer Niederlage gegen Mexiko, einem Remis gegen Panama und eben diesem 0:0 gegen Curaçao, war der Druck zu groß. "Wir haben alles gegeben. Aber der Fußball hat entschieden", sagte er in der Pressekonferenz, seine Stimme kaum hörbar. Die jamaikanischen Fans, die bis zuletzt an eine direkte Teilnahme geglaubt hatten, blieben stumm. Die Reggae Boyz, die 1998 einst die Welt mit ihrer Leidenschaft begeisterten, müssen nun den Umweg über die Playoffs nehmen.

Die Playoffs: Ein Kampf um den letzten Platz

Vom 23. bis 31. März 2026 treten Jamaika und fünf weitere Nationen in einem sechsteiligen Playoff-Turnier um die letzten zwei WM-Plätze an. Die Teilnehmer: Bolivien, Neukaledonien, Demokratische Republik Kongo, Irak und Suriname. Die beiden bestplatzierten Teams nach dem FIFA-Ranking vom November 2025 – die Demokratische Republik Kongo (Platz 39) und der Irak (Platz 57) – sind gesetzt und dürfen sich in der Halbfinalrunde ausruhen. Jamaika, als CONCACAF-Vertreter, darf nicht gegen Suriname antreten, was die Ziehung kompliziert macht. Ein Sieg hier bedeutet nicht nur WM-Teilnahme – es bedeutet Rettung einer Ära.

Die Helden von Curaçao: Keine Superstars, aber große Herzen

Curaçao hat keine riesigen Klubs, keine Millionenverträge. Seine Spieler arbeiten nebenbei, spielen in den Niederlanden oder Belgien. Gervane Kastaneer, der Mittelfeldmotor, spielt für FC Den Bosch in der zweiten niederländischen Liga. Dorny Romero, der Torschütze im entscheidenden Spiel, steht bei KVC Westerlo in Belgien. Die Torschützenkönige der Qualifikation: Duckens Nazon mit 6 Treffern, Oalex Anderson und Kastaneer mit je 5. Kein Spieler aus Curaçao spielt in der Premier League. Keiner in der Bundesliga. Und doch – sie haben die Weltmeisterschaft erreicht.

Warum das für die ganze Welt zählt

Warum das für die ganze Welt zählt

Die WM 2026 ist die erste mit 48 Teams – und das hat die Chancen für kleine Verbände massiv verbessert. Vor 2023, als die FIFA die direkte Qualifikation für die Gastgeber USA, Kanada und Mexiko beschloss, war die CONCACAF-Qualifikation ein Kampf um Überleben. Jetzt ist sie ein Spielraum für Träume. Curaçao hat diesen Raum genutzt. Es ist kein Zufall, dass die Insel, die 2017 noch als "Fußball-Waisenkind" bezeichnet wurde, heute die Geschichte schreibt. Die Kinder, die auf den Straßen von Willemstad mit alten Bällen spielen, haben jetzt ein Vorbild. Und die Welt sieht: Größe hat nichts mit Einwohnerzahl zu tun.

Was kommt als Nächstes?

Die WM 2026 startet am 11. Juni 2026 in den USA, Kanada und Mexiko. Curaçao wird in einer Gruppe mit Mexiko, Panama und vielleicht Uruguay landen – das ist noch unklar. Doch die Mannschaft hat bereits angekündigt, nicht nur teilzunehmen, sondern zu kämpfen. Die jamaikanische Fußballverband hat einen neuen Trainer gesucht – und bereits drei Namen im Gespräch. Doch für Curaçao ist die Reise noch nicht vorbei. Am 21. Dezember 2025 wird das Los für die WM-Gruppenauslosung gezogen. Und dann? Dann wird die Welt wieder auf die kleine Insel schauen.

Frequently Asked Questions

Warum ist Curaçao die kleinste Nation, die sich jemals direkt für eine WM qualifiziert hat?

Mit 160.000 Einwohnern ist Curaçao deutlich kleiner als alle anderen WM-Teilnehmer – selbst kleinere Nationen wie San Marino (33.000 Einwohner) oder Liechtenstein (39.000) haben sich nie direkt qualifiziert. Curaçao ist die erste, die es mit einem perfekten Qualifikationsverlauf (2 Siege, 3 Unentschieden, 0 Niederlagen) geschafft hat – ein Rekord, der in der FIFA-Geschichte einzigartig ist.

Wie hat die FIFA die WM 2026 strukturell verändert?

Die FIFA hat die WM 2026 auf 48 Teilnehmer erweitert und den Gastgebern USA, Kanada und Mexiko automatische Startplätze eingeräumt. Das erhöhte die verfügbaren Plätze für andere CONCACAF-Länder von 3 auf 6. Dadurch wurde die Qualifikation für kleine Nationen wie Curaçao realistischer – und sie haben diese Chance genutzt, indem sie konsequent punkteten, ohne eine Niederlage zu kassieren.

Welche Rolle spielte die Tabelle im entscheidenden Spiel?

Curaçao brauchte nur einen Punkt, um den Gruppensieg zu sichern, während Jamaika unbedingt gewinnen musste. Ein Unentschieden reichte Curaçao, weil es in den vorherigen Spielen konsequent punktete – und Jamaika trotz besserem Torverhältnis (6:2 vs. 6:3) nicht genug Punkte hatte. Die Tabelle entschied, nicht das Torverhältnis. Das ist selten, aber korrekt nach FIFA-Regeln.

Warum ist Steve McClarens Rücktritt so bedeutsam?

McClaren war der erste englische Trainer, der Jamaika über mehr als zwei Jahre führte – und der erfolgreichste seit 1998. Sein Rücktritt nach einem einzigen Punkt Mangel zeigt, wie hoch der Druck war. Er hatte Jamaika in die Top 40 der FIFA-Rangliste gebracht, doch der Verband erwartete mehr als nur Playoffs. Sein Abschied markiert das Ende einer Ära – und den Beginn eines Neuanfangs für die Reggae Boyz.

Was bedeutet die WM-Teilnahme für Curaçao finanziell?

Die FIFA zahlt allen Teilnehmern mindestens 10 Millionen US-Dollar für die Teilnahme an der WM – plus Bonuszahlungen für Siege und Gruppenplatzierungen. Für Curaçao, dessen gesamter Fußballbudget vor der WM bei 1,2 Millionen Euro lag, bedeutet das eine finanzielle Revolution: Stadien werden saniert, Jugendakademien aufgebaut, Spieler werden professionell bezahlt. Die WM ist nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich ein Wendepunkt.

Wie reagieren die Fans in Curaçao auf die WM-Qualifikation?

Die Straßen von Willemstad waren am 18. November überfüllt – Autos hupten, Menschen tanzten auf den Dächern, Kinder trugen Trikots mit den Namen ihrer Helden. Die Regierung erklärte einen Feiertag. Die Nationalhymne wurde in Schulen gesungen. Und für viele ist es mehr als ein sportlicher Erfolg: Es ist der Beweis, dass kleine Länder auch große Träume verwirklichen können – wenn sie zusammenhalten.

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